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Afro-Amerikaner
Die als Sklaven nach Amerika Verschleppten stammten aus verschiedenen Völkern, die unterschiedliche Sprachen und Kulturen hatten und nur aus westlicher Sicht als so genannte „Afrikaner“ eine Einheit bildeten, das heißt als Bewohner einer Weltgegend, die die Europäer als Kontinent wahrnahmen und „Afrika“ nannten. In Amerika stellten die Versklavten dann tatsächlich eine gemeinsame Bevölkerungsgruppe dar und unterschieden sich von den aus Europa Stammenden auf sofort erkennbare Weise durch ihre dunklere Hautfarbe. Der Hell/Dunkel-Unterschied der Haut und andere äußerliche Merkmale der europäischen/afrikanischen Abstammung begünstigten die Sklaverei in zweierlei Hinsicht:
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Aufgrund des sofort erkennbaren äußerlichen Unterschiedes war es für Versklavte besonders schwierig zu flüchten und unterzutauchen. Freie „Schwarze“ lebten in ständiger Gefahr, als entlaufene Sklaven angesehen und versklavt zu werden.1)
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Das andere Aussehen schien wie bei Tieren eine Zugehörigkeit zu einer anderen Rasse mit andersartigen angeborenen Anlagen anzuzeigen. Der im Vergleich zum Westen geringere technologische Fortschritt afrikanischer Völker wurde als Kulturlosigkeit, als Unfähigkeit dieser vermeintlich anderen Menschenart zu kultureller Leistung und zivilisatorischer Entwicklung sowie als Zeichen einer grundsätzlichen Minderwertigkeit der „Neger-Rasse“ gedeutet. Diese rassistischen Ansichten wurden von Gelehrten gestützt und mit Nachdruck verbreitet, um die brutale Ausbeutung der aus Afrika Verschleppten zu rechtfertigen.
Der deutliche äußere Unterschied zwischen „Weißen“ und aus Afrika Stammenden wurde durch eine zunehmende Vermischung verwischt2), die vor allem auf den häufigen sexuellen Missbrauch von versklavten Mädchen und Frauen durch Sklavenhalter zurückzuführen war3). Die dabei gezeugten Kinder wurden im Allgemeinen ebenfalls als Sklaven behandelt4) und nach der Abschaffung der Sklaverei legten die Vorschriften der „Rassentrennung“ (Segregation) fest, dass jede Person als „schwarz“ beziehungsweise „farbig“ anzusehen ist, die einen „schwarzen“ Anteil in ihrer Abstammungslinie hat, auch wenn der noch so gering war. Ein Tropfen afrikanisches Blut genügte nach dieser so genannten „Ein-Tropfen-Regel“ (one-drop rule), um als Angehöriger der „Neger-Rasse“ und damit als grundverschieden von „Weißen“ zu gelten.
In den 1960er Jahren erreichte die Bürgerrechtsbewegung, dass die in den ehemaligen Sklavenhalter-Staaten5) bestandenen Gesetze der „Rassentrennung“6), die nicht nur trennten, sondern vor allem auch der Diskriminierung und fortgesetzten Ausbeutung dienten, aufgehoben wurden. Mittlerweile sind offene rassistische Äußerungen im öffentlichen Leben sowie auch die auf die Hautfarbe bezogenen Bezeichnungen „Neger“ und „Farbige“ verpönt.7) Der Ausdruck „Schwarze“ wird allerdings nach wie vor verwendet, auch von ihnen selbst. Als korrekt gelten heute vor allem die Bezeichnungen „African Americans“ und „Afro-Amerikaner“, die sich nicht auf die Hautfarbe, sondern auf die Herkunft beziehen. Doch benennen sie dieselbe Bevölkerungsgruppe nach weitgehend denselben alten Abgrenzungsregeln: Es genügt, dass im Aussehen ein afrikanischer Anteil der Abstammung erkennbar ist, um als Afro-Amerikaner zu gelten8), und sie selbst führen in der Regel die aus der Vergangenheit stammende „rassische“ Zuordnung weiter.9)
Der afro-amerikanische Jazz-Trompeter Wynton Marsalis sagte übertreibend: „Das Komischste an den so genannten African Americans ist nicht zuletzt, dass sie das vermischteste Volk der Welt sind, sodass keiner weiß, was einen schwarzen Amerikaner eigentlich schwarz macht.“10) Ist eine afro-amerikanische Identität eine Illusion, ein Überbleibsel einer rassistischen Konstruktion? Tatsächlich ist mittlerweile wissenschaftlich erwiesen, dass es beim Menschen keine Rassen gibt.11) Und was haben Afro-Amerikaner heute noch mit Afrika zu tun? Es ist nicht einmal bekannt, von wo genau ihre „schwarzen“ Vorfahren vor Jahrhunderten nach Amerika verschleppt wurden. Afro-Amerikaner haben nichts an Heimatverbindungen, wie sie etwa Italo-Amerikaner pflegen, indem sie den Kontakt zu Verwandten in Süditalien aufrechterhalten, Lieder aus der alten Heimat singen und ein wenig ihre mediterrane Lebensart fortführen. Dazu kommt, dass die Erfolge der Bürgerrechtsbewegung einen „schwarzen“ Mittelstand entstehen ließen und damit einerseits eine stärkere Integration vieler Afro-Amerikaner in die amerikanische Gesellschaft bewirkten, andererseits aber auch die sozialen Unterschiede zwischen „schwarzen“ Schichten verschärften.12) Was haben sie außer einer dunkleren Haut noch gemeinsam? Stellen Afro-Amerikaner überhaupt noch eine eigene Bevölkerungsgruppe dar? Ist die Benachteiligung vieler von ihnen nicht bloß eine Erscheinung der extremen sozialen Unterschiede in den USA?
Erfahrung
Nach wie vor haben die meisten Afro-Amerikaner tatsächlich überwiegend afrikanisches Blut.13) Doch nicht die Gene und auch nicht unbedingt die Hautfarbe und die afrikanische Abstammung machen sie zu einer eigenen Gruppe von Amerikanern, sondern vor allem ihre Geschichte, ihre nach wie vor exponierte Situation in der Gesellschaft und ihre persönlichen Erfahrungen mit oft unterschwelligem, manchmal unverhohlenem Rassismus. In allen sozialen Schichten erlebten sie ihn am eigenen Leib14), in der Regel bereits als Kind, und sie wissen genau, was man ihren Leuten angetan hat15) und in welcher Weise viele Amerikaner nach wie vor über sie denken. Die Sklaverei war ein gewaltiges Unrecht, das die amerikanische Gesellschaft bereits bei ihrer Entstehung deformierte16) und bis heute nachwirkt, ohne abzuklingen. Nach der Bürgerrechtsbewegung der 1960er Jahre und ihren positiven Auswirkungen in den 1970er Jahren setzte um 198017) eine von den europäischen Medien wenig beachtete Verschlechterung ein, eine „rassenignorante oder verdeckt rassistische Politik und Gesetzgebung“, die allmählich die vorhergehenden Bemühungen um eine Verringerung der Benachteiligung von Afro-Amerikanern unterwanderte.18)
Mehr dazu: Rückschritte
Tipper Gore, Ehegattin des US-amerikanischen Politikers und späteren Nobelpreisträgers Al Gore, leitete einen Verein gegen die negative Beeinflussung von Kindern durch Rockmusik und sagte in dieser Funktion 1987: „Ich habe nichts gegen Schwarze. Es sind Menschen wie wir, nur eben solche einer anderen Rasse. Und daraus resultiert, dass sie anders denken, fühlen und empfinden als wir, irgendwie animalistischer. Und das kann man nicht auf unsere Kinder loslassen, diesen animalischen Sex. Wir leben hier in den USA und nicht im Urwald. Ich bin sehr für Gleichberechtigung von Schwarz und Weiß. Aber jeder an seinem Platz.“19) Dass Frau Gore die zweifelsohne bedenkliche Aggressivität und Primitivität mancher Musik aus afro-amerikanischen Ghettos nicht auf die Verwahrlosung durch die katastrophale, aussichtslose Lage der Menschen dort zurückführte, sondern auf angeborene, „rassische“ Unterschiede und auf eine Herkunft der Afro-Amerikaner aus dem „Urwald“, ist erschütternd – zumal das Ehepaar Gore noch dazu dem als weniger rückständig geltenden politischen Lager der Demokratischen Partei angehörte. In Barack Obamas Amtszeit (2009-2017) nahm der Rassismus keineswegs ab und unter sowie durch seinen Nachfolger Donald Trump trat er wieder in erschreckender Stärke hervor. Obwohl es unter Menschen keine Rassen gibt, scheinen sie dennoch als gesellschaftliche Realität aufgrund des äußerlichen Unterschieds unauslöschlich zu sein und in jeder neuen Generation wieder als Projektionsfläche für Ressentiments benutzt zu werden.
Kultur
Afro-Amerika ist aber nicht nur eine Welt von Benachteiligten, Ausgegrenzten und Attackierten, sondern auch eine ergiebige kulturelle Quelle mit reichen Traditionen. Dass Amerika die Welt nicht bloß mit technologischer und wirtschaftlicher Überlegenheit, sondern immer wieder auch mit charmanter Lässigkeit und Beschwingtheit eroberte, ist weitgehend auf die Lebendigkeit und kreative Kraft afro-amerikanischer Subkultur zurückzuführen. Mit dem Jazz-Swing lockerten die amerikanischen Besatzer nach dem Zweiten Weltkrieg verspannte Mitteleuropäer. Rock ‘n‘ Roll, Beat und Rock (Ableger afro-amerikanischer Tanzmusik) verliehen dem Aufbruch der Jugendlichen in den 1950er und 60er Jahre weltweit Schwung und mitreißenden Sound. Und der Hip-Hop ließ die jungen Leute rund um den Globus beim Formulieren ihrer Anliegen (mehr oder weniger) cool wirken.
Afro-Amerikaner waren und sind in vielfältiger Form kulturell aktiv, sodass nie eine einheitliche afro-amerikanische Kultur bestand. Auch passten sich schon in der Zeit der Sklaverei manche von ihnen, vor allem jene, denen ein sozialer Aufstieg gelang, stark an die Lebensweise und die Wertvorstellungen von „Weißen“ an. Die stärkere Integration vieler Afro-Amerikaner in die amerikanische Mittelschicht und die damit verbundene größere soziale Aufsplitterung der afro-amerikanischen Bevölkerung ließ auch ihre kulturelle Orientierung noch vielfältiger und individueller werden. Aber in weiten Teilen bestand doch eine afro-amerikanische Parallelwelt mit eigenen Traditionen fort. So bezeichnete zum Beispiel Martin Luther King in den 1960er Jahren Chicago als die am stärksten segregierte Stadt der USA und in den 1990er Jahren war dort die Segregation nur um 5 % geringer als 1970.20) Die Ausgrenzung in „schwarze“ Viertel war in den 1990er Jahren in vielen Städten so ausgeprägt, dass Soziologen von „Hypersegregation“ und „amerikanischer Apartheid“ sprachen.21) Wo Afro-Amerikaner weitgehend unter sich waren, blieben spezifisch afro-amerikanische Formen der Musik und Religionsausübung lebendig, die auf viele von ihnen in ihrer Kindheit einen prägenden Einfluss ausübten.22) Manche Kreise bemühten sich bewusst um die Bewahrung dieser Traditionen, so etwa die Herkunftsfamilie von Wynton Marsalis mit ihrem Selbstverständnis als afro-amerikanische Familie der gehobenen Mittelklasse von New Orleans23). Marsalis sagte: „Wenn wir Begriffe wie Black oder Afro-American gebrauchen, bezeichnen wir eine Kultur, keine Rasse.“24) Marsalis identifizierte sich einerseits sehr mit den afro-amerikanischen Traditionen seiner Herkunft, betonte zugleich aber auch eine alle Bevölkerungsgruppen vereinende amerikanische Identität, die auf demokratischen Werten und einer aufgeschlossenen, nach vorne gerichteten Geisteshaltung beruhen soll.25) Diese „integrationistische“ Haltung war für Marsalis Mission, den Jazz einem breiten Publikum als klassische amerikanische Musik näher zu bringen, wohl unentbehrlich. Andere Künstler und Intellektuelle verstehen sich hingegen mehr als Teil eines verstreuten, doch mit Afrika verbunden gebliebenen Volkes, dem Amerika in mancher Hinsicht fremd geblieben ist. Diese „separatistisch“ genannte Auffassung hat eine lange Tradition und ist mit Erklärungen, Darstellungen und Bildern verbunden, die oft einen mythologischen Zug haben und immer wieder eine Inspirationsquelle für Jazz-Musiker bildeten. Ihr Interesse an der Herkunft führte zu einer Auseinandersetzung mit afrikanischen Musiktraditionen, einer Verstärkung und Ausweitung afrikanischer Elemente im Jazz und einer Hinwendung zu anderen „nicht-westlichen“ Kulturen. – Wie auch immer sich Afro-Amerikaner im Spektrum der Sichtweisen orientieren: Ihre Identität ist vielschichtig.26)
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- John Hope Franklin/Alfred A. Moss Jr.: „Es war für freie Schwarze [in den Südstaaten] außerordentlich schwierig, frei zu bleiben. Ein Weißer konnte behaupten, wenn auch mit Arglist, ein bestimmter Schwarzer sei ein Sklave, und der oder die Schwarze konnte dagegen wenig ausrichten. Es bestand die Gefahr für einen Schwarzen, verschleppt zu werden, was oft geschah.“ (QUELLE: John Hope Franklin/Alfred A. Moss Jr., Von der Sklaverei zur Freiheit, 1999, S. 220)
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John Hope Franklin/Alfred A. Moss Jr.: „… als Ergebnis dieser umfangreichen Mischung wurden 1850 bei einer Gesamtzahl von 3,2 Millionen Sklaven immerhin 246.000 Mulatten gezählt. 1860 waren es 411.000 Mulatten bei einer Gesamtzahl von 3,9 Millionen Sklaven. Wahrscheinlich war die Zahl größer, denn die Volkszähler registrierten als Mulatten nur denjenigen, der so aussah, als habe er verschiedenrassige Eltern, aber es gab viele Mulatten, denen man das nicht ansah.“ (QUELLE: John Hope Franklin/Alfred A. Moss Jr., Von der Sklaverei zur Freiheit, 1999, S. 203)
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John Hope Franklin/Alfred A. Moss Jr.: „Die verbreitete Rassenmischung war vor allem das Ergebnis des gemeinsamen Lebens und Arbeitens und der Wehrlosigkeit der Sklavinnen gegenüber den Launen und Wünschen weißer Männer. […] Trotz aller Gesetze gegen die Vermischung der Rassen ging sie weiter [….] In Städten wie Charleston, Mobile und New Orleans war die Rassenmischung weit verbreitet. In New Orleans hielten sich so viele junge weiße Männer junge schwarze Frauen in einer Art Konkubinat, dass diese Praxis fast gesellschaftlich akzeptiert wurde.“ (QUELLE: John Hope Franklin/Alfred A. Moss Jr., Von der Sklaverei zur Freiheit, 1999, S. 203)
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Sondersituation im französisch dominierten Louisiana vor Einführung der Rassentrennung; mehr dazu im Artikel Retention: Link
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Im Jahr 1900 lebten noch 90 % der Afro-Amerikaner in den Südstaaten (QUELLE: Norbert Finzsch/James O. Horton/Lois E. Horton, Von Benin nach Baltimore, 1999, S. 376). Danach wanderten viele aus, um Gewalt, Diskriminierung, Armut und Arbeitslosigkeit zu entgehen, und zwar in die großen Städte des Nordens und nach Kalifornien. Ab ungefähr 1970 überwog jedoch eine Gegenbewegung zurück in den Süden, die meist durch De-Industrialisierung im Norden, durch Arbeitsplatz-Angebote im Süden und persönliche Bindungen motiviert war. (QUELLE: englischsprachiger Wikipedia-Artikel Great Migration (African American) mit Quellenangabe) Im Jahr 2000 lebte ungefähr die Hälfte der Afro-Amerikaner in den Südstaaten. (QUELLE: deutschsprachiger Wikipedia-Artikel Afroamerikaner, Quellenangabe: Volkszählung des United States Census Bureau im Jahr 2000)
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die so genannte Segregation, also die angeordnete Trennung der „Rassen“ in öffentlichen Verkehrsmitteln, Schulen, Gaststätten, Toiletten und so weiter; die Aufhebung dieser Vorschriften beseitigte aber keineswegs die faktische Trennung durch separate Wohnviertel und so weiter
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Ulrike Heider: „Die Aggressionen des antischwarzen Rassismus entladen sich eher im Verborgenen […]. In der Öffentlichkeit des Alltags aber begegnen sich Amerikaner aller Hautfarben unvergleichlich höflicher als Deutsche und andere Europäer […]. Das Schimpfwort nigger gilt als obszön wie fuck und shit – wenn es vor der Fernsehkamera herausrutscht, wird es ebenso mit einem Piepton zensiert.“ (QUELLE: Ulrike Heider, Schwarzer Zorn und weiße Angst, 1996, S. 7)
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Offiziell gilt in den USA als Afro-Amerikaner, wer irgendeine Herkunft aus einer „schwarzen rassischen Gruppe Afrikas“ hat. (QUELLE: englischsprachiger Wikipedia-Artikel African Americans mit Quellenangabe, eigene Übersetzung)
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Alle zehn Jahre wird in den USA eine Volkszählung durchgeführt. Im Jahr 2000 konnten die Staatsbürger zum ersten Mal im Fragebogen nicht nur eine, sondern zwei oder mehrere „Rassen“ auswählen, um ihre „rassische“ Zugehörigkeit nach ihrem Selbstverständnis anzugeben. Die Volkszählung ergab dennoch keine wesentliche Änderung der kontinuierlich ansteigenden Anzahl von „Schwarzen“ (2000: 34 Millionen; 1990: 30 Mill.; 1980: 26,5 Mill.; 1970: 22,5 Mill.). (QUELLEN: englischsprachiger Wikipedia-Artikel Race and ethnicity in the United States Census; Veröffentlichung des United States Census Bureau, Table 8. Race and Hispanic Origin of the Population by Nativity: 1850 to 1990, Internet-Adresse: http://www.census.gov/population/www/documentation/twps0029/tab08.html) Offenbar verstehen sich Afro-Amerikaner also trotz ihrer Vermischung selbst als „schwarz“.
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QUELLE: Christian Broecking, Der Marsalis-Faktor, 1995, S. 92 – Der afro-amerikanische Jazz-Musiker Charles Mingus trat 1953 in das Duke-Ellington-Orchester ein und legte sich mit einem „weißen“ Musiker des Orchesters an, indem er ihm vorwarf, „Schwarzen“ den Job wegzunehmen. Dieser konterte: Er sähe als Sizilianer mindestens so dunkel aus wie der relativ hellhäutige Mingus. (QUELLE: Ekkehard Jost in: Wolfram Knauer [Hrsg.], Duke Ellington und die Folgen, Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung, Band 6, S. 115)
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Näheres im Artikel Falsche Annahmen: Link
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Norbert Finzsch/James O. Horton/Lois E. Horton: „Die schwarze Arbeiterschaft und die Mittelschicht hatten in sehr unterschiedlicher Weise an den Reformen der sechziger und siebziger Jahre teilgehabt, und dadurch hatte sich die Struktur der schwarzen community nachhaltig verändert. Die Unterschiede zwischen wohlhabenden African Americans und Bewohnern der Gettos waren größer geworden. Dies hatte auch zu einer Veränderung des Lebensstils und der Erwartungen innerhalb der schwarzen Gemeinschaft geführt.“ (QUELLE: Norbert Finzsch/James O. Horton/Lois E. Horton, Von Benin nach Baltimore, 1999, S. 547)
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Genetischen Untersuchungen zufolge stammen Afro-Amerikaner im Durchschnitt zu 73,2 bis 82,1 % von West-Afrikanern, zu 16,7 bis 24 % von Europäern und zu 0,8 bis 1,2 % von Indianern ab. Die Abstammungsanteile der einzelnen Personen schwanken jedoch stark. (QUELLE: englischsprachiger Wikipedia-Artikel African Americans mit Quellenangabe)
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Norbert Finzsch/James O. Horton/Lois E. Horton: „Obwohl schwarze Mittelschichtamerikaner ein sehr viel sicheres Leben als die schwarze Unterschicht in den Ghettos hatten, entkamen sie nie ganz den rassistischen Vorurteilen ihrer Umgebung. Für einen schwarzen Arzt, eine afroamerikanische Anwältin oder Universitätsprofessorin war dieser Rassismus in der Regel lediglich störend oder beleidigend, selten jedoch lebensbedrohlich. Es war auch ein Rassismus, der nie so offen zutage trat wie im Getto, sondern – ganz den Mittelschichtswerten entsprechend – subtil bemäntelt wurde.“ (QUELLE: Norbert Finzsch/James O. Horton/Lois E. Horton, Von Benin nach Baltimore, 1999, S. 549)
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Dizzy Gillespie wurde 1956 als erster Jazz-Musiker vom amerikanischen Außenministerium zu politischen Zwecken auf eine Tournee geschickt. Davor teilte ihm seine Frau am Telefon mit, dass ihn das Ministerium für diese Mission instruieren wolle. Er antwortete: „Instruieren? Ich habe 300 Jahre Instruktion gehabt, ich weiß, was sie mit uns gemacht haben, und ich denke nicht daran, das irgendwie zu beschönigen.“ (QUELLE: Dizzy Gillespie/Al Frazer, To Be Or Not To Bop. Memoiren, deutschsprachige Ausgabe, 1984, S. 344)
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Norbert Finzsch/James O. Horton/Lois E. Horton: „Die Brutalität, mit der Sklavenhalter […] zu Werke gingen, ließ eine Gesellschaft entstehen, die Gewalt auch zwischen Weißen als Mittel gesellschaftlicher Konfliktlösung akzeptierte.“ Nur ein Viertel der „weißen“ Südstaatler hatte selbst Sklaven und von diesem Viertel waren die meisten kleine Bauern mit weniger als fünf Sklaven. Die reichen Plantagenbesitzer, die die meisten Sklaven hielten, bildeten eine relativ kleine Gruppe. (QUELLE: Norbert Finzsch/James O. Horton/Lois E. Horton, Von Benin nach Baltimore, 1999, S. 194 und 201). Für viele „Weiße“ war die Sklaverei als Konkurrenz zur Lohnarbeit sogar nachteilig. Dennoch wurde sie von der Mehrheit der Bevölkerung der Südstaaten geschlossen und vehement verteidigt. Die Sklavenhalter vergifteten mit ihren Interessen darüber hinaus die gesamt-amerikanischen Verhältnisse mit Nachwirkungen bis heute (Bürgerkrieg; nicht mehr wegzubekommender Rassismus; Armut; „Rassen“-Probleme; Widerspruch zu den demokratischen Idealen der Verfassung, der die Glaubwürdigkeit der USA im internationalen Kontakt untergräbt).
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Norbert Finzsch/James O. Horton/Lois E. Horton: „Die konservative Reaktion gegen die Bürgerrechtsbewegung kulminierte in der Wahl Ronald Reagans zum Präsidenten im Jahre 1980.“ (QUELLE: Norbert Finzsch/James O. Horton/Lois E. Horton, Von Benin nach Baltimore, 1999, S. 544)
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Ulrike Heider: „Weniger Medienbeachtung als die Bürgerrechtsbewegung selbst fand in Europa jedoch der folgende konservative Rückschlag, jene rassenignorante oder verdeckt rassistische Politik und Gesetzgebung, die spätestens mit Anbruch der Reagan-Ära die Oberhand gewann und zur allmählichen Unterwanderung der Maßnahmen des guten Willens führte.“ (QUELLE: Ulrike Heider, Schwarzer Zorn und weiße Angst, 1996, S. 8)
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QUELLE: Christoph Buß, 21st Century Blues…From Da ‘Hood. Aspekte zum Thema Rap-Music, Jazzforschung/Jazz Research, Band 30, 1998, S. 74
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QUELLE: englischsprachiger Wikipedia-Artikel Racial segregation in the United States mit Quellenangabe
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QUELLE: englischsprachiger Wikipedia-Artikel Racial segregation in the United States mit Quellenangabe
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Zum Beispiel zeigt der Dokumentarfilm The Music District (1996) von Susan Levitas vier lebendige Musikszenen der afro-amerikanischen Community von Washington D.C. in der ersten Hälfte der 1990er Jahre. (QUELLE: Internetseite folkstreams.net, Internet-Adresse: http://www.folkstreams.net/film,52)
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Steve Coleman über Wynton Marsalis: „Diese ganz spezielle Upper-Middle-Class-Black-Family-in-New-Orleans-Attitude, die man sofort erkennt. Sein Vater repräsentiert das sehr stark. Und Wynton auch.“ (QUELLE: Christian Broecking, Der Marsalis-Faktor, 1995, S. 113)
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QUELLE: Christian Broecking, Der Marsalis-Faktor, 1995, S. 92
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QUELLE: Christian Broecking, Der Marsalis-Faktor, 1995, S. 92
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Zum Beispiel wird im Film Play your own thing. Eine Geschichte des Jazz in Europa (Julian Benedikt, 2006) die afro-amerikanische Sängerin Dee Dee Bridgewater mit folgender isolierter Aussage gezeigt: Jazz sei eine Musik, die bei ihrem „Volk“, den so genannten Afro-Amerikanern, ihren Ursprung hat, doch habe sie mit dieser Bezeichnung ein Problem. Denn sie sei nicht bloß afro-amerikanisch, sondern habe auch chinesisches, indianisches und deutsches Blut, sie sei eine bunte Mischung. – Bridgewater lebte damals in Frankreich und war mit einem Franzosen verheiratet. Im selben Jahr, in dem der Film erschien (2006), nahm Bridgewater in Mali ihr Album Red Earth auf und erläuterte dazu unter anderem Folgendes: Sie trage die Spuren der Geschichte in sich, in Form von indianischen, irischen, deutschen und sogar chinesischen Bluts. In letzter Zeit habe sie gespürt, dass es Zeit sei, ihren Weg zurück nach Hause zu finden. Und da es für sie, wie für so viele ihrer Schwestern und Brüder, unmöglich ist, ihre Herkunft zurückzuverfolgen, beschloss sie, sich von der Musik leiten zu lassen. Afrika habe gerufen, es sei nur noch nicht klar gewesen, welcher Teil von ihm. Sie habe sich auf den Weg gemacht und als sie in Mali ankam, fühlte sie, dass ihr Geist zu tanzen begann. Sie habe sich in den Leuten wiedererkannt, ihre Bräuche als ähnlich erlebt und die Antworten auf alte Fragen über das „Wie“, das „Wo“ und das „Warum“ gefunden. Sie fühlte sich gestärkt und beflügelt und ihre Seele sei von einem unerklärlichen Frieden erfüllt gewesen. Dies sei die Geschichte eines verlorenen Kindes, das seinen Weg zurück nach Hause gefunden habe – ihre Wiedererweckung. (QUELLE: Dee Dee Bridgewaters Homepage, Erläuterungen zum Album Red Earth [2006], Internet-Adresse: http://www.deedeebridgewater.com/music/discography/albums/redearth.html) – Im Jahr 2007 sagte sie in einem Interview: Viele Leute würden sich fragen, wer sie sind, woher sie kommen, was ihre Wurzeln sind. „Ich kann nur sagen, seit ich versuche, meine afrikanischen Wurzeln zu finden, habe ich ein besseres Verständnis davon, wer ich bin. Ich bin im Großen und Ganzen ein Spiegel der Geschichte der USA. Ich habe Blut amerikanischer Ureinwohner, chinesisches, irisches und deutsches Blut, meine Großmutter väterlicherseits war vermutlich aus Äthiopien.“ (QUELLE: Jakob Buhre, Dee Dee Bridgewater: Wir verlieren den Sinn für unsere eigene Identität, 24. April 2007, Internet-Adresse: http://www.planet-interview.de/interviews/dee-dee-bridgewater/34373/)
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