Musik ist mehr als Klang, Melodie, Rhythmus, denn damit
ist eine Menge Bedeutung verbunden. Wenn zum Beispiel im bayrischen Fernsehen
alte alpenländische Volksmusik in einem Wirtshaus gespielt wird – alle sind in
Trachten gekleidet, mit einem Glas Bier vor sich –, dann geht es da viel um
Zugehörigkeit, Lebensart, Einstellungen. Solche Bedeutungen, die die Musik
transportiert, sind bei einem Rock-Festival natürlich ganz anders, aber
genauso da – auch bei anderer Musik, etwa bei Festspielen der „klassischen“
Musik in Salzburg oder Bayreuth, wo konventionelle Bildung und bürgerlicher
Lebensstil eine große Rolle spielen. Begeistert man sich für eine Musikart,
dann ist viel geistiger und emotionaler Bezug im Spiel, der über die pure
Musik hinausgeht.
Was bietet der Jazz in dieser Hinsicht? Die meisten heutigen Jazz-Musiker wurden in Jazz-Schulen ausgebildet und das ist eine völlig andere Welt als die Untergrundkultur, die die großen, kreativen Meister des Jazz hervorgebracht hat – Louis Armstrong, Charlie Parker, John Coltrane, Steve Coleman und so weiter. Im Gegensatz zur schulischen Ausbildung erforderte die Laufbahn der Meister ein hohes Maß an selbständiger Entwicklung, musikalischer und persönlicher. So erschienen die Meister schließlich mit eigenem Ausdruck, eigenen musikalischen Aussagen, als ausgeprägte Persönlichkeiten, die tief bewegen und faszinieren – wenn man ein wenig mit ihrer Kultur vertraut ist. Man hat dabei immer seine eigene Perspektive, holt sich heraus, was einem gefällt. Doch kann das verständnisvoll erfolgen, sodass eine fruchtbare Beziehung zu dieser Kultur und ihren Meistern entsteht. Was man daraus an Lebensgefühl und Lebenserfahrung beziehen kann, darum geht es in den folgenden Videos.