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JAZZ ESSENZ – 8. Beat


          HÖRBEISPIEL: Adeva: I Thank You (1989)

Nun kommen schrittweise weitere Instrumente dazu, die ein bisschen interessantere Rhythmen über den simplen Beat legen.

          HÖRBEISPIEL: Adeva: I Thank You (1989)

Das war Pop-Musik zum Tanzen aus den 1980er Jahren. Jazz war ursprünglich ebenfalls Tanzmusik mit einem einfachen, klaren Beat, allerdings einem viel dezenteren. Bereits vor 1900 wurde in Kneipen ein rhythmischer Klavierstil entwickelt, bei dem die linke Hand einen Zweier-Beat spielt: Abwechselnd werden Basstöne und Akkorde angeschlagen – Um-Ta, Um-Ta (englisch Oom-Pah) – oft ziemlich schnell. Das melodische Spiel der rechten Hand überlagert den einfachen Beat auf spannende Weise.

          HÖRBEISPIEL: Donald Lambert: Harlem Strut (1959-1961)

Diese Musik wurde Rag, Ragtime, Stride-Piano und dann Jazz genannt. Näheres auf meiner Jazzseite. Ein Link steht unter dem Video.1)

Nicht nur Solo-Pianisten, sondern auch Bands spielten den Zweier-Beat. Im afro-amerikanischen Jazz von New Orleans gab es aber auch schon früh den so genannten Vierer-Beat, bei dem alle vier Beats eines Takts gleichmäßig gespielt werden. Dieser durchgehende Puls kam aus der Volksmusik der ehemaligen Sklaven. Bereits in Louis Armstrongs Aufnahmen der 1920er Jahre überwiegt dieser Grundrhythmus und die Bigband, die Louis Armstrong ab 1929 oft begleitete, wurde mit ihrem durchgehend gezupften Kontrabass zu einem einflussreichen Vorbild.

          HÖRBEISPIEL: Louis Armstrong and His Orchestra: St. Louis Blues (1929)

Dieser so genannte Walking-Bass setzte sich in den 1930er Jahren allgemein durch. Ein gezupfter Kontrabass ging in einer Bigband jedoch leicht unter. Daher wurde sein Beat von Schlagzeug und Gitarre verstärkt. Diese Verstärkung wurde später noch verfeinert, sodass die Rhythmusgruppe schließlich leicht und geschmeidig swingte. Count Basies Band setzte den Maßstab.

          HÖRBEISPIEL: Count Basie and His Orchestra: One O'Clock Jump (1937)

In der Tanzmusik der Bigbands spielten die Bläser oft so genannte Riffs. Das sind kurze melodische Figuren, die ständig wiederholt werden. Damit legten sie anregende Rhythmen über den gleichmäßigen Beat, die die Tänzer antrieben.

          HÖRBEISPIEL: Count Basie and His Orchestra: One O'Clock Jump (1937)

Kleine Bands, die nicht zum Tanzen spielten, brauchten die einprägsamen rhythmischen Muster der Riffs nicht und gaben den Beat noch feiner wieder.

          HÖRBEISPIEL: Count Basie’s Kansas City Seven: Dickie's Dream (1939)

Die kleinen Bands hatten nicht weniger Rhythmus als die Tanzorchester. Auch sie erzeugten eine Menge spannender Überlagerungen des Beats, jedoch größtenteils durch melodische Improvisation. Der gleichmäßige Beat gab den Improvisatoren viel Gestaltungsfreiheit und hielt sich dezent im Hintergrund, während sie sich ausbreiteten. Ihre rhythmischen Strukturen variierten ständig. Die einzige konstante Linie blieb der Beat und der war oft eher spürbar als deutlich hörbar.

          HÖRBEISPIEL: Don Byas: Double Talk (1945)

Der konstante Teil des Rhythmus wurde also sehr schlank und verschwand oft fast im Hintergrund, während die ständig variierenden Strukturen zu dominieren begannen. Das machte Jazz für viele Hörer schwierig. Aber gerade dieser rhythmisch-melodische Reichtum des Jazz mit seinem fließenden Charakter ist so spannend. Und auch ständig variierende Überlagerungen eines dezenten Beats können einen starken Groove entfalten.2)

Mehr zum klassischen Jazz-Beat auf meiner Jazzseite. Ein Link steht unter dem Video.

Der Unterbau, den die Rhythmusgruppe liefert, wurde im weiteren Verlauf der Jazz-Geschichte noch großartig weiterentwickelt. Dazu im nächsten Video.

 

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Fußnoten können direkt im Artikel angeklickt werden.

  1. Link, Link
  2. Näheres: Link

 

 


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